Pjotr Konstantinowitsch Leschenko - der „König des russischen Tango“

peter Über den Tango, jene melodramatische Dreiminuten-Oper im 2/4 Takt, scheint schon alles gesagt. Der Tango-Boom der Zwanzigerjahre war die erste Weltmusik-Mode: in Paris wurde diese Musik salonfähig; von dort aus sprang der argentinische Virus bald auf die Bohemiens in aller Welt über.

Doch es gibt noch einen - im Westen - unbekannten weißen Fleck auf der Tango-Landkarte: die russische Variante! Ihr Protagonist heißt Pjotr Leschenko: seine Lieder gingen um die Welt. Von den dreißiger bis in die fünfziger Jahre war kein russischer Sänger so populär wie er. Verehrt wird er bis heute als "König des russischen Tango". Seine Lieder kamen einer musikalischen Konterrevolution gleich! Lieder, die von Liebe erzählen und das in den Regierungsjahren von Stalin! Somit unmöglich geeignet, den Aufbau des Kommunismus musikalisch zu begleiten! Er sang von einem Russland, das noch nichts ahnen kann von Revolution und Sowjetreich, so idyllisch, wie es nie gewesen ist. Leschenko war Schmuggelware, Schwarzmarkt, Propaganda, Gerücht.

1935 eröffnet er in Bukarest "Das Leschenko", ein Restaurant mit dem Ruf "Das Maxim des Ostens" zu sein. Dort führt er auch seine Musik auf. Er wurde berühmt, die besten Musiker seiner Zeit spielten in seinem Orchester und sie gaben Gastspiele in London, Paris, Bukarest, Riga und Berlin. Dort sang er seine Tangos, Foxtrotts, Zigeunerlieder, Schlager und Romanzen. Er nahm bei Columbia in London viele Platten auf, ebenso in Berlin und Paris.

Den Machthabern war dies zu dekadent und nicht akzeptabel. Die "Legende Leschenko" gerät in die Mühlen der Sowjetisierung, wird von der Bühne herunter verhaftet und stirbt unter mysteriösen Umständen im Lagerlazarett nahe Bukarest. Kein Grab - und die Noten liegen immer noch beim KGB.